Briefe z. Malakowturm der Zeche Alte Haase

Diskussion um den Malakowturm Ende 2001

Anfang 2005

Erneute Diskussion um den Malakowturm Anfang 2005.
Nach dem ein Investor das Gelände gekauft hat, sieht man von einigen Gruppen die Möglichkeit, hier ohne Eigenkapital an geeignete Ausstellungsräume zu gelangen.
Heute geht es um die von den v.g. Gruppen geforderte erweiterte Unterschutzstellung der gesamten Anlage.
Ende 2001 wollte “man” den Malakowturm am liebsten aus der Denkmalliste streichen,
Anfang 2005 will “man” die ges. Anlage ohne Rücksicht auf eine möglichst wirtschaftliche und vernünftige Vermarktung unter Schutz stellen.
                                                                                                               Karl Sandmann
 

Hierzu ein Leserbrief von Gerhard Koch als Antwort auf den Leserbrief von H. Konrad v. 19.03.05

Statement von Ludger Haverkamp zum “Bürgerforum zu Alte Haase” v. 07.04.2005

Leserbrief von Ulrich Sdroyek als Antwort auf den Leserbrief von Frau Augustat v. 23.04.05

 

Antwort auf den Leserbrief des Herrn Konrad (WAZ/WR vom 19.03.2005)

Der Leserbriefschreiber H. D. Konrad - offensichtlich nicht Bürger der Stadt Sprockhövel
und Gleichgesinnte habe über Jahre versucht, den Malakowturm der "Alte Haase" schlecht zu reden.
Dahinter stand die Absicht, das für Sprockhövel bedeutsame Industriedenkmal aus der Denkmalliste zu streichen. 
Der Sinneswandel des Herrn Konrad ist erstaunlich.

Die Stadt als Untere Denkmalbehörde, die Denkmalbeauftragten und den Eigentümer mit einem
dummen Vergleich (,,Denkmalschutz und Fleischwurst") zu provozieren, ist ausgesprochen geschmacklos.
Herr Konrad sollte wissen, dass die sinnvolle Nutzung eines Denkmals
(Denkmalschutzgesetz doch mit Wenn und Aber) auf die Dauer die günstigste Vorraussetzung für das Denkmal ist. Denkmalbehörde und Eigentümer müssen deswegen aufeinander zugehen und eine für beide Seiten tragbare Lösung suchen.
Alle weitergehenden Vorstellungen, z.B. rücksichtsloses Hinwegsetzen über die Interessen der Eigentümer, wären dem Objekt schädlich.

  Gerhard Koch
       26.03.2005

 

Sprockhövel, den 07.04.2005

Ludger Haverkamp
Beauftragter für Denkmalpflege

Betr.: Bürgerforum zu Alte Haase

Sehr geehrte Damen und Herren.
Gegenüber dem in Ihrer Einladung zur o.g. Veranstaltung  genannten, von mir mitunterzeichneten Antrag vom 02. 07. 2004 nehme ich zwischenzeitlich eine differenziertere Haltung ein. Ich habe meine Vorstellungen bereits auf der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung am 14.03.2005 erläutert.
Mir geht es im Kern um den Malakowturm. Das wird sicherlich jedem verständlich sein, der weiß, wie intensiv ich mich in der Vergangenheit für ihn eingesetzt habe. Mir erscheint es ausreichend, wenn die sich unmittelbar an den Malakowturm anlehnenden Gebäude (fünf bzw. sieben „Joche“) vom Denkmalschutz erfaßt werden. Wenn sie auch jünger sind, so passen sie sich ihm architektonisch and stilistisch an. Die anderen Gebäude von Alte Haase sind dagegen aus denkmalpflegerischer Sicht weniger bedeutsam. Ihre Einbeziehung in den Denkmalschutz würde die Qualität des eigentlichen Denkmals, des Malakowturms, mindern.

Seit der Antragstellung vom 02.07.2004 hat sich die Situation um Alte Haase verändert. Die Zeit der ungeklärten Eigentumsverhältnisse und des Vandalismus ist vorüber. Ein Käufer der Anlage hat sich gefunden; ein erfahrenes Architektenbüro hat Pläne für den gesamten Bereich erarbeitet und der Öffentlichkeit vorgestellt. Jedem Einsichtigen wird klar, daß zur Realisierung des Projektes Kapital erforderlich ist. Da jeder Investitionsbereitschaft Grenzen gesetzt sind, sollte die Denkmalbehörde einfühlsam die Vorstellungen der Investitoren aufnehmen. Harte Denkmalschutzauflagen könnten kontraproduktiv wirken. Eine Überfrachtung könnte das Schiff zum Sinken bringen.
Das ist nicht unser Ziel.

Die Erfahrung an anderen Stellen lehrt, daß die sinnvolle Nutzung von Denkmalen am nachhaltigsten zu deren Erhaltung beiträgt. Deswegen schätze ich heute die Beschränkung des Denkmalschatzes nur auf die o.g. Gebäude als vertretbar ein. Die Denkmalbehörde sollte nicht nur das Benehmen mit dem Eigentümer herstellen, sondern das Einvernehmen mit ihm anstreben. Da Ihre Einladung vom 23. 03. 2005 auch an andere gegangen ist, werde ich diesem Personenkreis meine inzwischen den Umständen angepaßte Position mitteilen.

Zum Termin des "Forums" bin ich auf Studienreise.

Mit freundlichen Grüßen

Ludger Haverkamp

 

Antwort auf den Leserbrief der Frau Augustat (WAZ/WR vom 23.Apr.2005)
 ,,Haverkamp betätigt sich als Lobbyist"

   Der Leserbrief der Frau Augustat folgt nicht nachvollziehbaren Gedankengängen - die schale Kampagne ist jedoch erkennbar. Die Darstellung von zwei Zeilen aus dem Denkmalschutzgesetz an dieser Stelle ist bedenklich, da sie die komplexe Problematik nicht erfasst. Es wird eine falsche Begriffsbestimmung verwendet, denn die Gesamtanlage ist noch kein Denkmal. Wichtige Aspekte des Gesetzes werden unterschlagen.
   Zuständig für die korrekte Anwendung des Gesetzes ist zunächst die Stadt, vertreten durch die Untere Denkmalschutzbehörde. Herr Haverkamp als langjähriger Denkmalschützer hat in diesem Gremium eine beratende Stimme.
   Der Vorwurf der Lobbytätigkeit, der ja auch die Stadt trifft, da zwischen dem Denkmalschutz-Beauftragten und der Unteren Denkmalschutzbehörde offensichtlich Einigkeit besteht, ist ungeheuerlich; er beruht auf Verdächtigungen. Hier wird die Arbeit eines Ehrenamtlichen auf infame Weise in ein falsches Blickfeld gerückt.
   Es ist doch Herr Haverkamp gewesen, der seit 1980 in vorderster Linie für den Erhalt des Malakowturmes gekämpft hat und ihm haben wir es letztlich durch seine Beharrlichkeit zu verdanken, dass wir in Sprockhövel den südlichsten Malakowturm im Ruhrgebiet besitzen. Es widerstrebt mir, derartige Probleme in der Presse öffentlich zu diskutieren; in diesem Fall ist es mir doch ein Anliegen. Frau Augustat sollte sich bei Herrn Haverkamp für ihre Aussagen entschuldigen.

Ulrich Sdroyek
   30.Apr.2005

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Ende 2001

Antwort auf das Referat des Historikers Horst Konrad über die
Bezeichnung des Sprockhöveler Malakow-Turmes
am 23.11.2001 vor der KuKI.

1. Antwort auf das Referat v. H. Konrad am 23.11.01
           Ludger Haverkamp
           Klaus Leyhe
2. Antworten auf den Artikel im Stadtspiegel v. 22.12.01
           Ludger Haverkamp
           Edgar Tönges
           Prof. Dr. Kurt Pfläging

Ludger Haverkamp                                                                               26. 11. 2001

Der Vortrag, den Herr Konrad vor der Kunst- und Kulturinitiative gehalten hat, provoziert Widerspruch.

Der Begriff "Malakowturm" hat sich in der Kunst- und Architekturgeschichte als Bezeichnung eines ganz bestimmten Gebäudetyps durchgesetzt. Er hat in zahlreiche seriöse Publikationen Eingang gefunden. Die von der Architekturgeschichte vorgegebenen Kriterien lassen sich auch am Malakowturm der Zeche Alte Haase ablesen.

Es entspricht nicht dem baugeschichtlichen Befund, wenn Herr Konrad behauptet, der "Zechenturm” sei nur gleichsam äußere Verblendung des eigentlichen Stahlgerüsts. Die Mauern unseres Malakowturms sind mehr als einen Meter dick und haben zumindest in der Planung die Funktion eines Widerlagers gehabt. Zur Zeit seiner Errichtung begann der Stahlförderturm sich durchzusetzen. Es zeugt von der Innovations- und Anpassungsfähigkeit der damaligen Bergwerksbesitzer, wenn sie die neue Entwicklung im wörtlichen Sinne in die alte Form hineinnahmen. Genau diese Verbindung von alter und neuer Technik - allein ablesbar am jüngsten Malakowturm, d. h. dem der Zeche Alte Haase - steigert noch die Denkmalwürdigkeit des Objektes.

Wer für sich in Anspruch nimmt, Historiker zu sein, sollte sich um ein ausgewogenes und an der Sache orientiertes Urteil bemühen.

L. Haverkamp,
Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsverein Sprockhövel e.V.

Ein weiterer Brief zum Thema - von Klaus Leyhe - auf der WebSite des FBSR - AK Sprockhövel

Am 22.Dez.2001 erscheint im Stadtspiegel ein Bericht von Dr. Anja Pielorz
über den Vortrag von Herrn Konrad und die Zusammenfassung von Stadtarchivarin Karin Hockamp mit dem Titel:
Der Malakowturm gerät stark ins Wanken
Historiker Horst Konrad entlarft “falsches Denkmal”

Hier die Antworten von Edgar Tönges, Ludger Haverkamp und
                                         Prof. Dr. Kurt Pfläging

Leserbrief von Edgar Tönges, AK-Sprockhövel v. 23.12.01 an den Stadtspiegel
...
Wenn Sie schon die Meinung von Frau Hockamp veröffentlichen,
sollte es journalistische Sorgfaltspflicht und Fairness entsprechen
auch Herrn Dr. Pfäging zu Wort kommen zu lassen.
So ist dieser Bericht in Stil und Aufmachung Boulevard - Journalismus.

Leserbrief von Ludger Haverkamp, HGV-Sprockhövel v. 27.12.01 an den Stadtspiegel
...
Es ist schon verwunderlich, daß etliche Zeit nach dem Vortrag von Herrn Konrad Frau Hockamp die Frage "Malakowturm - echt oder unecht” noch einmal in die Öffentlichkeit trägt. Da sie es als Stadtarchivarin tut, beansprucht ihre Stellungnahme offiziösen Charakter.

Leider übernimmt sie kritiklos und ungeprüft die Meinung des Herrn Konrad. Die Gegenposition der kontrovers geführten Diskussion der letzten Zeit nimmt sie nicht wahr.

Dem Zeitungsbericht ist zu entnehmen, daß Frau Hockamp vor allem Herrn Prof. Dr. Kurt Pfläging frontal angreift und ihm unterstellt, daß er fälschlicherweise den Begriff Malakowturm auf das Schachtgebäude von Alte Haase übertragen habe. Schon lange vor

Pflägings Veröffentlichung hatte beispielsweise Prof. Dr. Rainer Slotta, langjähriger Leiter des Deutschen Bergbaumuseums in Bochum und ausgewiesener Experte der Industrie- und speziell der Bergbaugeschichte, den Schacht I/II von Alte Haase in den Kreis der Malakowtürme einbezogen. Er hat es jüngst erneut in einem Anfang 2001 erschienenenAufsatz getan .

Nun ist der Begriff "Malakowturm" eine im 19. Jahrhundert entstandene volkstümliche Bezeichnung, ein Modebegriff. Das Fort Malakow bei Sewastopol auf der Krim hatte ein ganz anderes Aussehen als unsere Schachttürme. Der Begriff löste sich also in der damaligen Vorstellungswelt von der ursprünglichen Form und verselbständigte sich. Die Kunst- und Architekturgeschichte hatte trotzdem keine Bedenken, den volkstümlichen Begriff aufzunehmen. Es sind ganz bestimmte äußere Merkmale, die den Malakowturm prägen. Von daher ist auch der Schacht der Alte Haase ohne Schwierigkeiten einzuordnen.

Herr Konrad hingegen bindet den Begriff an eine ganz bestimmte technische Funktion (Seilscheiben innerhalb des Turmes). Er beansprucht offenbar für sich, die unfehlbare Institution zu sein, die letztverbindlich “Malakowturm” interpretiert. Ob er überhaupt mit seiner Behauptung recht hat, der Malakowturm Alte Haase habe nie zur Förderung gedient, steht dahin. In dieser Frage lasse ich dem Expertenurteil den Vortritt.

Ergebnis:              Der Malakowturm Alte Haase wankt nicht.
Im Gegenteil:        Er steht auf einem tiefen und breiten Fundament gründend im
                               Sprockhöveler Boden und fest verankert im Bewußtsein der
                               Sprockhöveler.

Leserbrief von Honorarprofessor Dr.-Ing. Kurt Pfläging v. 27. 12.01 an den Stadtspiegel
...
Der im Betreff genannte Artikel gibt die Meinung der Sprockhöveler Archivarin Frau Hockamp und Herrn Konrad wieder, ich sei als letzter Markscheider der Zeche Alte Haase in Unkenntnis darüber, was denn wohl ein Malakowturm sei, Anlaß genug, darauf schriftlich zu reagieren. Deshalb seien die gröbsten Irrtümer von Frau Hockamp und Herrn Konrad hier aufgelistet und der unumstößliche Beweis gebracht, daß der Sprockhöveler Schachtturm zu Recht ein Malakowturm ist.

1. Behauptung von Frau H. und Herrn K.: Das Ziegelgebäude, womit der Malakowturm gemeint ist, ist lediglich als Witterungsschutz, als "Hängebankverkleidung" gebaut worden.
  Antwort: Der Schachtturm hat eine 6,25 m tiefe Gründung bis ins feste Gestein. Dieses Fundament hat eine Dimension von 1 x 1 m. Wie bei allen Malakowtürmen des Reviers wurde die Mauerwerksstärke vom Fundament ausgehend systematisch verjüngt. Zunächst bis zu einer Höhe von 7,05 m auf 0,80x0,80 m. Darauf 6,40 in mit 0,70x0,70 m und oben abschließend 4,10 m mit 0,50 x 0,50 m Wandstärke. Fazit : die von Herrn Konrad angegebene durchgehende Mauerwerksstärke von 0,80 m ist lediglich eine von Ihm stammende Behauptung, weil sie ihm "in den Kram" paßt.
  Beweis : Archivierte Konstruktionszeichnung der Gewerkschaft Alte Haase

2. Behauptung : Das Eisengerüst im Turm (siehe nebenstehendes Bild) ist nicht im "Ziegelturm” gelagert.
  Antwort: Die erwähnte Konstruktionszeichnung beweist: Das stählerne Eisengerüst war auf eine mächtige Eisenkonstruktion gelagert, die seitlich im Turm und auf dem erwähnten Fundament ihr Widerlager hatte.
   Fazit : Der Malakowturm diente der Statik des Eisengerüstes.
   Beweis : Wie vor.

3. Behauptung: Das Fördergerüst wirkte nach dem Koepe Prinzip und wurde mit Errichtung des Turmes, also 1898 im Turm errichtet.
  Antwort : Das Fördergerüst war ein ganz normales Gerüst seiner Zeit. Es war von der Firma Klönne, Brückenbau, Dortmund konstruiert und hergestellt worden.
  Beweis : Archivierte Akten der Gewerkschaft Alte Haase. Das Gerüst wurde erst nach 1902 errichtet.
  Beweis Grubenbild der Zeche Alte Haase.

4. Behauptung : Die Kohlenförderung im Schacht Julie (gemeint ist der Malakowturm) ist von Anfang an, also seit 1898 über das eiserne Fördergerüst gelaufen.
  l. Antwort : Die für eine Förderung unverzichtbare Fördermaschine wurde erst im Jahre 1900 von der Firma Soest & Co. Düsseldorf gebaut. Die Akte enthält den Hinweis, "Die Maschine war eine Trommelmaschine und ist zum System Coepe umgebaut". Spätestens hier mag jeder erkennen, zu welchen Irrtümern der der Bergbausprache unkundige Herr Konrad gekommenist. Köpe war ein genialer Bergbaumaschinenbauer des 19. Jahrhundert und kein Fördergerüst- konstruteur.
  2. Antwort : Die Genehmigung zur Inbetriebnahme eines neuen Förderschachtes hatte eine vom preußischen Bergamt höchst genaue Überprüfung der Sicherheitssysteme zur Voraussetzung. In den erwähnten Akten heißt es hierzu : "Das System des Sicherheitsappararates wurde von der Firma Baumann entwickelt. Baujahr: 1902."
  Fazit : Die Förderung über das neue eiserne Fördergerüst konnte frühestens erst nach 1902 beginnen.

Ergebnis des hier Mitgeteilten : Die Versuche des Historikers Konrad, den Malakowturm des Denkmalschutzes zu berauben, mußten kläglich enden, da er nicht über die nötigen Archivunterlagen von Alte Haase verfügte. Eine frühere Kontaktaufnahme mit denen, die diese Archivalien verwalten, wäre der ganzen Sache dienlicher gewesen.

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