In den Jahrzehnten etwa zwischen 1750 und 1840 hatten die Produkte der Sprockhöveler Schmiede europaweit einen guten Ruf. Sie stellten Fabrikate her, die in ihren Qualitätsansprüchen halbwegs zwischen den Erzeugnissen der Hufschmiede und denen der Gold- bzw. Silberschmiede standen.

Den Goldschmieden am nächsten kamen die Goldwaagenhersteller. Sie fertigten für einen fast unbegrenzten Markt ihre Goldwaagen. Bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein gab es eine größere Zahl von Goldwährungen. Jede Goldmünze – ob nun Dukat, Gulden, Guinee, Carolin, Louisdor, Maxdor, Pistol oder Severin – hatte ihr eigenes Gewicht hatte. Bankiers, Kaufleute, Händler oder gar einfache Hausierer brauchten ein zuverlässiges Instrument, um den echten Wert einer Münze richtig abzuschätzen. Dazu dienten Goldwaagen.
Sie liegen in einem meist schwarzen Kästchen und bestehen aus den wesentlichen Elementen Waagenbalken, Zeiger und Waagschalen. Das Kostbarste an den Goldwaagen sind jedoch die Gewichte. Sie müssen sorgfältig geeicht (“justiert”) werden. Da die Goldmünzen durch intensiven Gebrauch auch an Gewicht verlieren können, sind in jedem Kasten feine Ausgleichsgewichte, die genaue Auskunft über den Abrieb der Münzen geben.
Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts konzentrierte sich die Goldwaagenherstellung an der bergisch-märkischen Grenze (Solingen, Lennep, Radevormwald, Elberfeld, Wichlinghausen, Schwelm, Horath, Obersprockhövel). Zu den bekanntesten Vertretern dieser Zunft gehörten die Gebrüder Poppenberg, ansässig auf dem Kotten Poppenberg in Obersprockhövel. Sie müssen Goldwaagen unterschiedlicher Art (s. Fotos) in großer Stückzahl produziert haben. Überall in Deutschland und darüber hinaus finden sich heute noch in musealen und privaten Sammlungen Beispiele ihrer handwerklichen Kunst, so auch nach der Feststellung eines glaubwürdigen Gewährsmanns in einem kleinen, heimatstubenähnlichen Museum im finnischen Karelien, unweit der Grenze zu Russland.
Der Heimat- und Geschichtsverein Sprockhövel zeigt in einer Vitrine seine eigenen Poppenberg – Goldwaagen und einige uns als Leihgabe zur Verfügung gestellte Exemplare auch anderer Hersteller.