Unter den vielen Ausstellungsobjekten, über die die Heimatstube des Heimat- und Geschichtsvereins Sprockhövel e.V. verfügt, sind einige, die ihre eigene Geschichte haben. Dazu zählt eine Zunftlade, die eindeutig dem Bergbau zuzuweisen ist.
Der ca. 70 x 45 x 45 cm große Kasten ruht auf vier abgeflachten Knauffüßen. Auf beiden Längsseiten findet sich je zweimal das Bergbau-Symbol Schlägel und Eisen als Intarsien (Einlagen in dunk­lerem Holz). In gleicher Technik ist auf der Oberseite die Jahres­zahl 1783 eingelassen. Auf dem Deckel befindet sich eine abschieb­bare Platte aus hellerem Holz. Unter ihr verbirgt sich ein Schlüssel­loch, auf das zwei Schlüssel (aus Eisen bzw. Messing) passen, die nacheinander gegenläufig bewegt werden müssen. Der Deckel kann dann etwa bis zu halber Höhe waagerecht gehoben werden.
Die Zunftlade besticht durch ihr schlichtes Aussehen, aber auch durch die auf sie verwandte handwerkliche Fertigkeit und Genauig­keit.
Der Kasten diente wahrscheinlich als Aufbewahrungsbehältnis für wichtige Dokumente einer Gruppe von Grubenbesitzern, sog. Gewerken (die im früheren Sinne eine „Gewerkschaft“ bildeten). Die Akten und Papiere (Mutungs- und Verleihungsurkunden, Anteilseignerlisten, Verträge, Jahresberichte, Abrechnungen, Grubenrisse etc) wurden darin flach gelagert. Um manipulierende Eingriffe in den Dokumenten­bestand zu verhindern, verfügten zwei unterschiedliche Personen über die Schlüssel. Denkbar ist, dass die Lade nur auf offiziellen Versammlungen in Gegenwart aller Gewerken geöffnet wurde. So war es bei den mittelalterlichen Zünften Brauch.

Die Lade hat auf erinnerungswürdige Weise ihren Weg in die Heimat­stube gefunden. Ein Sprockhöveler Bürger entdeckte sie in einem Antiquitätengeschäft in unserer Nachbarschaft. Im Gespräch mit dem Händler stellte sich heraus, dass sie auf einer Antiquitätenmesse im Rheinland zum Verkauf angeboten werden sollte. Der Sprockhöveler Interessent ließ sich den Preis nennen und kaufte nach einigen Überlegungen die Lade. Er hat sie dann im Rahmen einer kleinen Feier dem Heimat- und Geschichtsverein geschenkt. So bleibt dieses kulturgeschichtlich bedeutsame Objekt unserer traditionsreichen Bergbauregion erhalten.

Dem edlen Mäzenatentum sei Dank.